Anwendungszentrum Wasserstoff
Wie kann Schifffahrt grüner werden?
Die Forscher:innen des Fraunhofer-Institutes für Großstrukturen in der Produktionstechnik IGP werden in Zukunft auf einem Großmotorenprüffeld im Rostocker Seehafen unter anderem Motorentechnik für den nachhaltigen Einsatz von PtX*-Kraftstoffen entwickeln. So will das Fraunhofer-Institut vor allem die maritime Industrie dabei unterstützen, umweltfreundlicher zu werden. »Die Entwicklung alternativer Antriebssysteme sowie Lösungen für eine Umrüstung von Bestandsflotten sind essenziell, um hochgesteckte klimapolitische Ziele möglichst kurzfristig und gleichzeitig nachhaltig zu erreichen«, erklärt dazu Prof. Wilko Flügge, Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Großstrukturen in der Produktionstechnik IGP.
Das Fraunhofer IGP setzt gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern dem Lehrstuhl für Kolbenmaschinen und Verbrennungsmotoren (LKV) der Universität Rostock sowie der FVTR GmbH die Pläne um. Die Arbeit des Anwendungszentrum Wasserstoffs wird unterschiedliche Themenbereiche umfassen. Kernelement ist das Großmotorenprüffeld. »Wir untersuchen wie Wasserstoff als Primärkraftstoff oder Additiv zum Einsatz kommen kann. Zusätzlich beschäftigen wir uns mit der Verbrennung von Wasserstoffderivaten wie Methanol oder anderen E-Fuels«, so Projektleiter Dr. Benjamin Illgen. »Außerdem bauen wir Kompetenzen im Bereich Brennstoffzellentechnik und damit verbunden im Bereich Batterietechnik auf. Wir wollen das Forschungsfeld Energiewandler möglichst gesamtsystemisch abbilden.« Das Großmotorenprüffeld wird dabei auch Unternehmen zur Prüfung ihrer Motoren zur Verfügung stehen.
Ein weiteres Entwicklungsfeld ist das Thema Retrofitting von bereits bestehenden Schiffsflotten. Schiffe haben sehr lange Lebenszyklen. Sie sind bis zu 30 Jahre im Einsatz. Um aktuelle Schiffsmodelle fit für nachhaltige Technologien zu machen, forscht das Fraunhofer-Institut an Retrofitlösungen für Tanksysteme, Leitungen und Rohre. Auch Aspekte aus den Bereichen Logistik, Bauraumoptimierung und Schiffsstruktur werden in Zukunft untersucht. Beim Thema Retrofit arbeiten die Fraunhofer-Forscher:innen eng mit dem Leibniz-Institut für Plasmaforschung (INP) in Greifswald zusammen.
Darüber hinaus wird im Anwendungszentrums Wasserstoff ein Beitrag zur Etablierung einer Kohlenstoff-Kreislaufwirtschaft geleistet. Unter fachlicher Leitung des Leibniz-Institutes für Katalyse (LIKAT) werden Technologien zum Auffangen und zur Wiederverwendung von CO2 nach der Verbrennung kohlenstoffhaltiger E-Fuels entwickelt.
Das Anwendungszentrum Wasserstoff ist Teil der Forschungsfabrik Wasserstoff MV, welche das Fraunhofer IGP zusammen mit den Leibniz-Instituten für Katalyse (LIKAT) bzw. für Plasmaforschung und Technologie (INP) ins Leben gerufen hat. Gefördert vom Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit sollen ganzheitliche und dabei anwendungsbezogene Lösungen für die Transformation hin zu einer klimaneutralen Wasserstoffwirtschaft entwickelt werden. Während sich die Teile des LIKAT (PtX-Transfertechnikum) sowie des INP (PtX-Plasma-Entwicklungsumgebung) auf die Erzeugung von Wasserstoff sowie alternativer Kraft- und Speicherstoffe konzentrieren, hat das Anwendungszentrum Wasserstoff die Technologieentwicklung zur wirtschaftlichen Überführung dieser Kraftstoffe in die praktische Anwendung zum Schwerpunkt.
Bildunterschrift:
Modellierung des Großmotorenprüffeldes im Rostocker Seehafen. Foto: Fraunhofer IGP / alpha3
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Weitere Informationen
*PtX – steht für Power-to-X-Stoffe und beschreibt strombasierte Kraftstoffe
**Retrofit - Modernisierung oder der Ausbau bestehender (meist älterer und nicht mehr produzierter) Anlagen und Betriebsmittel
Hier gehts zum NDR Beitrag: Rostock: Experten planen umweltfreundlichere Schifffahrt
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