Pressemitteilung
Zukunfts- und Innovationspreis für Ostseestaal in Stralsund
Seit 2018 vergibt das Fraunhofer-Institut für Großstrukturen in der Produktions-technik IGP den Fraunhofer IGP Preis. Im zweiten Jahr wird dieser an die Firma Ostseestaal GmbH & Co.KG verliehen. Das Unternehmen aus Stralsund betreut in Kooperation mit den Wissenschaftlern des Fraunhofer IGP das Projekt HakU zur Automatisierung eines Produktionsprozesses, der sich bisher auf die Erfahrung des Anlagenbedieners verlässt.
Rostock/Stralsund. Das Fraunhofer IGP ist Teil der Fraunhofer-Gesellschaft, der größten Forschungsorganisation für anwendungsorientierte Forschung in Europa. Ihr Ziel ist es ein Gleichgewicht zwischen exzellenter Forschung und anwendungsorientierter Entwicklung herzustellen. Dies erreicht das Institut nur mit Hilfe von starken Partnern aus der Wirtschaft. Im vergangenen Jahr wurde erstmalig der Fraunhofer IGP Preis verliehen. Die Forschungseinrichtung ehrt so wegweisende und kreative Partner aus der Industrieregion Mecklenburg-Vorpommern. „Wir verstehen diese Auszeichnung als Zukunfts- und Innovationspreis. Hervorgehoben werden soll der technologische, wirtschaftliche, ökologische und gesellschaftliche Nutzwert, der in der engen Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtung und Industriepartner gewonnen wird“, beschreibt Prof. Wilko Flügge, Institutsleiter des Fraunhofer IGP, den Preis.
Das Projekt HakU
Das Fraunhofer IGP arbeitet seit 2016 mit der Firma Ostseestaal und der Universität Rostock im Projekt zur Entwicklung eines Handhabungssystems für die automatisierte kaltplastische Umformung (HakU) zusammen. Die dreidimensionale Umformung von Grobblechen für den Schiffbau, Fassadenbau, Formbau und den Bereich der erneuerbaren Energien obliegt einem mehrstufigen kaltplastischen Umformprozess durch freies Biegen. Die Positionierung der Grobbleche erfolgt hierbei über ein Kransystem. Die Erfahrung und das rein subjektive Ermessen des Anlagenbedieners spielen bei der Steuerung des Prozesses eine erhebliche Rolle. Lediglich die klassische Lichtspaltmethode unter Zuhilfenahme von Schablonen kann zur Qualitätssicherung hinzugezogen werden. Zur Steigerung der Effizienz des Prozesses und Möglichkeit zur Archivierung des Erfahrungsschatzes des Anlagenbedieners, arbeiten die Wissenschaftler des Fraunhofer IGP, der Universität Rostock und die Mitarbeiter von Ostseestaal daran, dieses Handhabungssystem zu automatisieren. „Die Firma Ostseestaal will und braucht eine Automatikpresse! Zur Sicherung der Zukunft unseres Kerngeschäfts ist die Automatikpresse ein wesentliches Ziel. Der erfolgreiche Abschluss des Projektes HakU ist ein erster wichtiger Schritt zur Entwicklung des automatisierbaren Handhabungssystems“, erklärt Projektleiter Harry Schellhorn von Ostseestaal. „Durch unsere themen- und gruppenübergreifende Zusammenarbeit haben wir es geschafft, eine maßgeschneiderte Produktionsanlage für die Umformung von zweiachsig gekrümmten Blechen zu entwickeln, die in der kommenden Erprobungsphase auf Herz und Nieren überprüft werden kann“, fügt Froitzheim hinzu.
Preisträger 2019 – Die Firma Ostseestaal aus Stralsund
„Das Spannende an diesem Projekt ist die Überführung der rein subjektiven Wahrnehmung des Anlagenbedieners in eine objektive, kalkulierbare und automatisierte Prozesssteuerung. Wir können Teilergebnisse auf weitere Produktionsanlagen adaptieren. Insgesamt werden sich somit Durchlaufzeiten verkürzen und Produktionskosten eingespart. Der Energieverbrauch sinkt, da Produktionsschritte entfallen und effektiver gefertigt werden kann. Mit diesem Projekt trägt Ostseestaal dazu bei, dass der Wirtschaftsstandort Stralsund und das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern als Zulieferer der maritimen Industrie, Luftfahrtbranche und dem Energiesektor gestärkt werden“, erklärt Prof. Flügge.
„Wir schätzen vor allem die sehr gute Zusammenarbeit mit Ostseestaal. Mit Projektleiter Harry Schellhorn habe ich einen Ansprechpartner, der uns mit viel Erfahrung und Fachwissen im Bereich der Automatisierung und kaltplastischer Umformung zur Seite steht. Wir freuen uns über das Vertrauen, den Mut und den Willen von Ostseestaal eine in die Fertigung eingebundene Produktionsanlage im laufenden Betrieb zu modernisieren. Weil auftretende Fragestellungen auf beiden Seiten offen und direkt angesprochen werden können, fällt es leichter zügig und zielorientiert an Lösungen zu arbeiten und die vielen kleinen ,Kinderkrankheiten‘ bei so einer komplexen Anlage zu beheben“, so Pascal Froitzheim.
Verspätete Preisübergabe wegen Corona
Die Trophäe sollte eigentlich schon im Frühjahr übergeben werden, doch das aktuelle pandemische Geschehen hatte die Dienstreise von Rostock nach Stralsund bis auf Weiteres unterbunden. Heute, am 15. Juni, konnte Projektleiter Pascal Froitzheim vom Fraunhofer IGP den Preis an Harry Schellhorn in Stralsund vor der Anlage übergeben.
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